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Bild: © Gianni Baumann 

Ein Netzwerk für lebendige Gewässer

Keiner kennt die Gewässer einer Region so gut wie die dort aktiven Naturschutz- und Fischereiorganisationen sowie die lokale Bevölkerung. Ihr Engagement und Wissen ist zentral für den Erhalt und die Wiederherstellung lebendiger Bäche und Flüsse. Aqua Viva unterstützt die Bildung und Arbeit von Interessensgemeinschaften vor Ort, ist selbst Teil des lokalen Engagements und hat ein Dach für den überregionalen Austausch lokaler Akteure geschaffen.

Von Paloma Porfido


«Lokale Zusammenarbeit und überregionaler Wissensaustausch ermöglichen verschiedenen Akteuren am Gewässer, sich gemeinsam für ihr Einzugsgebiet stark zu machen und ihre Erfahrungen zu teilen.» 

Paloma Porfido, Projektleiterin IG Lebendiger Fluss bei Aqua Viva

In der Schweiz gelten weniger als fünf Prozent der Fliessgewässer noch als vollständig intakt. Ihr besorgniserregender ökologischer Zustand gibt Anlass zu handeln und sich für Fliessgewässer stark zu machen. Aqua Viva unterstützt deshalb mit dem Projekt IG Lebendiger Fluss lokale Akteure bei der Gründung von Interessengemeinschaften für ihren Fluss und das dazugehörige Einzugsgebiet. Mit dem Projekt baut Aqua Viva eine schweizweit vernetzte Interessensgemeinschaft für den Schutz und die Aufwertung der Gewässer auf. Wir organisieren den Erfahrungsaustausch, die Koordination und Vernetzung zwischen IGs verschiedener Einzugsgebiete. Der Fokus auf das gesamte Einzugsgebiet ist dabei von entscheidender Bedeutung, denn Fliessgewässer enden nicht an Verwaltungsgrenzen. Im Rahmen des Projekts konnte Aqua Viva in Zusammenarbeit mit der Somaha Stiftung 2024 die erste IG in ihrem Gründungsprozess unterstützen. Im Einzugsgebiet der Emme haben sich 13 Naturschutz- und Fischereiorganisationen zur IG Lebendige Emme zusammengeschlossen. Als schweizweit tätige Gewässerschutzorganisation ist Aqua Viva ebenfalls Mitglied der neu gegründeten IG.

Aqua Viva engagiert sich darüber hinaus in weiteren IGs wie der Arge Hochrhein und der IG Lebendige Thur. Schweizweit finden sich weitere lokale Zusammenschlüsse von Umweltschutzorganisationen, welche sich für intakte Fliessgewässer und den Erhalt wertvoller Lebensräume einsetzen. Im Herbst 2024 fand das erste durch das Projekt IG Lebendiger Fluss realisierte Vernetzungstreffen statt, wobei Vertreter:innen regionaler IGs aus dem Tessin, der West- und Deutschschweiz von einem gegenseitigen, regen Erfahrungsaustausch profitieren konnten. Das vielfältige Wissen der IGs soll auch in Zukunft geteilt und ausgetauscht werden.

Interessierte sowie bereits aktive Personen im Einzugsgebiet des Flusses ihrer Region sind herzlich eingeladen, sich zu melden: paloma.porfido@aquaviva.ch

IG Lebendige Emme

Emme / Ämeschache von oben

Die IG Lebendige Emme setzt sich dafür ein, dass sich die Emme wieder zu einem dynamischen Fluss entwickelt: Ein vielfältiger Lebensraum für Tiere und Pflanzen sowie ein attraktiver Erholungsraum für uns Menschen. Die Zusammenarbeit der Organisationen begann im Jahr 2024 mit der Ausarbeitung einer gemeinsamen Vision und Zielen. Zu deren Erreichung erstellte die IG ein Portfolio mit möglichen Projekten. Die IG versteht sich als vereinte Stimme für die Emme und fachkundige Partnerin für die lokale Bevölkerung und Behörden bei gewässerrelevanten Projekten im Einzugsgebiet des Flusses. Der Kanton Bern reagierte im vergangenen Jahr positiv auf die Gründung der IG: Zwei IG-Mitglieder vertreten in der Begleitgruppe des kantonalen Gewässerrichtplans Emme die Interessen des Flusses.

  • 2024 gegründet
  • 13 Mitgliedsorganisationen aus den Kantonen BE/SO
  • Projektgebiet ist die gesamte Emme (82 km) und ihr gesamtes Einzugsgebiet (976 km2) in den Kantonen BE/ SO/LU

IG Lebendige Thur

Kiesbank in den Thurauen

Die IG Lebendige Thur engagiert sich für den Erhalt der Biodiversität, die Wiederherstellung flusstypischer Prozesse und Strukturen sowie ein attraktives Naherholungsgebiet entlang des Flusses. Im Jahr 2024 erzielte die IG bedeutende Fortschritte am Lehnenkanal und im Teilprojekt «Brückenhabitate». Der Lehnenkanal ist ein strukturarmes Seitengewässer der Thur bei Uesslingen (TG), das grosses Aufwertungspotenzial bietet. Gemeinde und Grundeigentümer:innen unterstützen seine Aufwertung und ein Fachbüro hat entsprechende Varianten erarbeitet. Ziel ist ein Vernetzungsprojekt, das auch der gefährdeten Nase zugutekommt. Im Teilprojekt «Brückenhabitate» sind an sechs Standorten im Thur-Vorland Grundeigentümer:innen an Aufwertungen interessiert. 2024 wurden Baugesuche erstellt und Bewilligungen eingeholt. Die Umsetzung startet 2025, sobald es das Wetter erlaubt. Aufgrund des Erfolgs wurden weitere Brückenhabitate flussaufwärts zwischen Frauenfeld und Bischofszell lanciert.

  • 2018 gegründet
  • 9 Mitgliedsorganisationen, Kantone TG/SG/AI/AR
  • Projektgebiet ist der Mittel- und Unterlauf der Thur in den Kantonen SG/TG (ca. 60 km) und ihr gesamtes Einzugsgebiet (1760 km²) in den Kantonen AI/AR/SG/TG/ZH

Arge Hochrhein

Gewitterstimmung am Hochrhein

Die Arge Hochrhein ist eine Vereinigung Deutscher und Schweizer Fischerei- und Na­turschutzorganisationen. Ihr Ziel ist es, den Hochrhein und seine Zuflüsse als Lebens-, Landschafts- und Erholungsraum zu erhalten sowie die ökologische und landschaftliche Revitalisierung beeinträchtigter Flussabschnitte. In den 30 Jahren ihres Bestehens hat die Arge massgeblich zur Koordination und Berücksichtigung der Anliegen der Natur- und Fischereivereine am Hochrhein vor allem bei Kraftwerksprojekten beigetragen. Dazu gehört auch die Mitarbeit in internationalen Gremien wie der Internationalen Kommission zum Schutz des Rheins (IKSR). Kraftwerksprojekte sind auch weiterhin ein wichtiger Teil ihrer Tätigkeit. Zusätzlich engagiert sich die Arge aktuell vermehrt lokal zum Thema «Hitzesommer». Seit 2021 misst sie an mehreren Standorten die Wassertem­peratur in kleinen Zuflüssen des Hochrheins, um Kältepools zu identifizieren und entsprechende Vernetzungsmassnahmen anzustossen. Punktuell werden auch Exkursionen und Tagungen organisiert.

  • 1995 gegründet
  • 24 Mitgliedsorganisationen, CH und D
  • Projektgebiet ist der Hochrhein von Ausfluss Bodensee bis Basel (ca. 140 km) und sein Einzugsgebiet (ca. 24 900km2)

Ihr Kontakt

Paloma Porfido

Paloma Porfido

Projektleiterin Gewässerschutz

+41 52 510 14 58

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